Freiwillige Feuerwehr Weißenborn
Geschichtliches:
In früheren Zeiten war ein Brandfall in der Gemeinde nicht nur ein Unglück für den einzelnen Einwohner, sondern die ganze Gemeinde hatte unter dieser Last des Schadens zu leiden. Die Gemeinde musste für die Unterkunft der Geschädigten sorgen und teilweise auch eine kurzfristige Versorgung übernehmen.
Bereits im Mittelalter haben die städtischen Behörden Feuerlöschverordnungen herausgegeben um die Folgen von Feuer zu begrenzen, so z. B. Freiberg 1417. Es wurden die männliche zum Teil auch die weibliche Bevölkerung zur Hilfeleistung in Brandfällen verpflichtet.
Der verordnete Zwang zum Feuerlöschwesen in den Dörfern, der insbesondere die Handwerker traf, führte nicht zu dem beabsichtigten Erfolg. Als 1865 das Gut des Gutsbesitzers Than in Weißenborn bis auf die Grundmauern niederbrannte, war das Anlass zum Nachdenken über das Feuerlöschwesen.
1871 Am 1. Juni folgten 37 Männer dem Aufruf des Gutsbesitzers Traugott Zimmermann zur Bildung einer Freiwilligen Feuerwehr Weißenborn, der auch der erste Kommandeur wird. Der Gemeindevorstand war zurückhaltend und so stellten die Gutsherren als erste Geld zur Verfügung. Die erste Ausrüstung bestand aus Leinwandblusen, Filzhelmen und Beilen.
- 1872 Der Gemeinderat erkennt die Bedeutung der freiwilligen Feuerwehr und lässt einen Geräteschuppen bauen sowie Leitern und Gerät kaufen.
- 1873 Der Rittergutsbesitzer Graf von Hohenthal-Büchau schenkt eine 2-rädrige Spritze und Feuerlösch-Schläuche aus Hanf. Die Feuerwehren aus Lichtenberg und Oberbobritzsch werden zu einer übung eingeladen.
- 1875 Erster Großeinsatz der Freiwilligen Feuerwehr Weißenborn in der Nachbargemeinde Weigmannsdorf, mit nachfolgender Auszeichnung von der Königlichen Brandversicherungskommission und öffentlicher Anerkennung im Freiberger Anzeiger.
- 1876 In Absprache mit der Freiwilligen Feuerwehr Weißenborn wird in der Papierfabrik eine eigene Freiwillige Feuerwehr der Papierfabrik Weißenborn gegründet. Beide Wehren halten freundschaftliche Beziehungen und bekämpften viele Brände zusammen erfolgreich.
1880 Neue Glockenregelung für den Brandfall: „Wenn das Schadensfeuer im Ort selbst ist, so geschieht das Stürmen durch das abwechselnde Schlagen der zwei größeren Glocken mit je drei Schlägen, während ein Feuer außerhalb des Ortes durch einzelnes Schlagen der großen Glocke signalisiert wird.“
- 1885 Beide Feuerwehren sind unter den 18 Gründungsmitgliedern des „Freiberger Feuerwehrverbandes“, der die Entwicklung der Feuerwehren in den folgenden Jahrzehnten leitete und Richtlinien für die Wehren herausgab.
- 1886 Beginn der Sanitätsausbildung in den Wehren. Bei jeder Feuerwehrübung werden gleichzeitig Sanitätsübungen mit durchgeführt.
- 1891 Festlegung, dass bei Feuerwehrfesten außerhalb des Heimatortes die Löschsicherheit im eigenen Ort zu sichern ist. Mannschaftsstärke: 56 aktive Kameraden und 1 Alterskamerad.
- 1893 Erstes Bild von der Freiwilligen Feuerwehr Weißenborn
1897 Beim Einsatz, bei einer der sich alle paar Jahre wiederholenden Hochwasserkatastrophen, wurden 3 Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Einführung des Feuerwehrpasses. Er enthält Eintrittsdatum, Austrittsdatum und persönliche Daten und soll ein späteres Andenken an den Dienst in der Feuerwehr darstellen.
- 1904 Erstmaliger Abschluss einer Versicherung im Todesfall und im Falle eines Unfalls. Bisher waren die Feuerwehren in solchen Fällen auf Spenden angewiesen.
- 1907 Weihe des neuen Exerzierplatzes, gleichzeitig Übergabe des neuen Gerätehauses mit Steigerturm an der Dorfstraße.
- 1911 Fertigstellung der Wasserleitung im Ort Weißenborn, dadurch Verbesserung der Wasserversorgung im Brandfall.
- 1912 Die Feuerwehr wird durch den Bezirksfeuerwehrverband zur Brandbekämpfung bei elektrischen Anlagen angeleitet.
- 1913 Ab sofort werden Feuerwehrübungen nicht mehr sonntags, sondern werktags durchgeführt.
1921 Erste elektrische Alarmsirene in der Papierfabrik, die gleichzeitg für den Ort genutzt wird.
- 1922 Mannschaftsstärke: 61 aktive Kameraden, 15 Alterskameraden und 11 Ehrenmitglieder.
- 1923 Die Feuerwehr der Papierfabrik erhält einen Sauerstoff-Atmungsapparat.
- 1925 Die Feuerwehr der Papierfabrik setzt den ersten Scheinwerfer zur Brandbekämpfung ein.
- 1932 Die Feuerwehren werden zum ersten Mal im Luftschutz auf zentrale Weisung geschult.
- 1933 Die Feuerwehren werden auf den Führer eingeschworen, in den Kommandos der Feuerwehren dürfen nur noch nationalgesinnte Führer sein. Zwei Kameraden müssen die Feuerwehr verlassen. Die Berufung der Führer innerhalb der Wehr erfolgt durch den Wehrleiter. Damit wird eine lange Tradition in den Feuerwehren abgeschafft, die geheime Wahl der Wehrleitung. Auch Vertrauensleute und Ehrenrat müssen aufgelöst werden.
- 1939 Die Betriebsfeuerwehr wird ausschließlich für den betrieblichen Brandschutz und Betriebsluftschutz eingesetzt. Aufnahme älterer Mitglieder, da die jungen Männer zum Wehrdienst eingezogen werden.
- 1945 Reorganisation der Feuerwehr durch Anleitung des Kreisbrandschutzamtes Freiberg. Erweiterung der Aufgaben der Brandbekämpfung mit dem zusätzlichen Ziel der Brandverhinderung. Verjüngung der Feuerwehr durch Aufnahme junger Mitglieder. Schlechte materielle Situation.
- 1949 Anbringung von 13 Kohlesäurelöschern in öffentlichen Gebäuden und bei Bauern. Verbesserung der materiellen Situation durch neue Spritzen und Schläuche sowie weitere Ausrüstung.
- 1950 Neugründung einer Feuerwehrkapelle. Verbindliche Alarmierung durch die Papierfabrik: ein Heulton – Fabrikfeuerwehr, zweimal lang – Brand im Ort oder auswärts. Die Ortsfeuerwehr muss bei Filmvorführungen des Landfilmes im Gasthof Filmwachen stellen.
- 1951 80 Jahre Freiwillige Feuerwehr mit Vorführung der alten Handdruckspritze durch die Alterskameraden.
1955 In den Freiwilligen Feuerwehren wird der Feuerwehrkampfsport für Einzelkämpfer und Mannschaften eingeführt. Dies erfordert von den beteiligten Kameraden zusätzliche Ausbildung.
- 1957 Die Belange der Freiwilligen Feuerwehr gehen in Eigenverantwortung der Gemeinden über. Die Finanzierung der Feuerwehr übernimmt die Gemeinde.
- 1962 Umbau des alten Gerätehauses an der Dorfstraße in freiwilliger Leistung durch die Kameraden der Wehr.
- 1963 Erhaltung der alten Feuerwehrausrüstungen durch die Altersgruppe und Vorführungen zu Schauveranstaltungen.
- 1964 Der erste LKW wird in vielen freiwilligen Stunden als Löschfahrzeug umgebaut.
- 1965 Ausrüstung der Feuerwehr mit Schutzmasken, damit verringern sich die Gefahren beim Einsatz an der Brandstelle.
- 1969 Zur Verbesserung der Alarmierung wird eine 2. Sirene in der Dorfstraße, Alte Schmiede, installiert. Wegen fehlender Telefonleitung wurde bei Ertönen der Sirene der Papierfabrik der Alarm durch einen Kameraden manuell ausgelöst. Bildung der Arbeitsgemeinschaft „Junge Brandschutzhelfer“ in der Schule Weißenborn. Die Betreuung und Schulung im Feuerlöschwesen wird durch die Freiwillige Feuerwehr durchgeführt. Einge dieser Kinder werden später aktive Feuerwehrleute. Bildung einer Frauenlöschgruppe auf Druck zentraler Weisungen.
- 1971 Festveranstaltungen zum 100. Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr mit Vorführungen der historischen Technik unter den alten Dienstvorschriften. In diesen Jahren hatten 14 Wehrleiter die Feuerwehr geleitet, und wurden 42 Brände im Ort und 79 Brände außenhalb des Ortes gelöscht. Zusätzlich kamen Einsätze zu den häufigen Überschwemmungen im Muldental.
- 1973 Ausrüstung der Feuerwehr mit neuen Uniformen.
- 1974 Einbindung eines Zuges der Feuerwehr in die neu geschaffene Zivilverteidigung des Kreises Freiberg.
- 1975 Übergabe des neuen Gerätehauses im Wohnkomplex ehemaliges Volksgut.
- 1977 Auszeichnung für treue Dienste und Ablegung der Leistungsstufe I.
1980 Auflösung der Frauenlöschgruppe der Feuerwehr. Durch die Abteilung Feuerwehr wird die Anerkennung des Titels „Vorbildliche Freiwillige Feuerwehr“ ausgesprochen.
- 1989 Die Wehrleitung legt fest, dass die Freiwillige Feuerwehr die Bezeichnung „Freiwillige Feuerwehr Gottfried Martin“ führt. Dieser hat als einstiger Wehrleiter in den Jahren 1952 bis 1958 erfolgreiche Feuerwehrarbeit für den Ort geleistet.
- 1990 Mit der Wiedervereinigung werden alle Dienstanweisungen und Ausrüstungsrichtlinien den neuen Anforderungen angepasst. Das führt faktisch zu einer Neugründung der Freiwilligen Feuerwehr mit Neuausrüstung. Feuerwehrstärke: 39 aktive Kameraden.
- 1991 Auflösung des vorbeugenden Brandschutzes aufgrund veränderter gesetzlicher Bestimmungen.
1992 Umfangreiche Modernisierung im Gerätehaus.
- 1993 Ausrüstung der Feuerwehr mit Funktechnik und Beginn der Qualifizierung nach den neuen Feuerwehr-Dienstvorschriften.
- 1996 Während der Festveranstaltung zum 125-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr erfolgt zum ersten Mal eine Fahnenweihe.
- 2002 Einsätze bei der „Jahrhundert-Flut“ im August