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Der Bergbaulehrpfad

Der Bergbaulehrpfad 

 

 

 

Hammer und MeißelWeißenborn liegt im Gebiet der Freiberger Gneiskuppel, die hier von der Mulde und ihren Zuflüssen durchschnitten ist. Beiderseits der Mulde sind z. T. Gehängelehme abgelagert, welche früher wirtschaftlich genutzt wurden. In der Zeit des Carbon vor ca. 250 Millionen Jahren drang flüssige Magma aus dem Erdinneren an die Oberfläche und bildete in unserer Region Gänge aus Quarzporphyr, die verschiedene Erze führten.Der Sage nach fanden 1168 Fuhrleute in den Wagenspuren glänzende Gesteinsbrocken, die, wie es sich herausstellte, einen hohen Anteil an Silber enthielten. Ein großes „Berggeschrey“ setzte ein und aus dem kleinen Ort Christiansdorf gründete sich auf dem „freyen“ Berge unsere heutige Kreisstadt.

 

Für den Bergbau in der Mark Meißen wurde die Einführung der Bergfreiheit entscheidend. Sie stellte das Recht dar, überall zu graben und sich das gewonnene Erz anzueignen. Damit wurden für den Bergbau günstige gesellschaftliche Bedingungen geschaffen. Das Bergregal und die landesherrliche Grundherrschaft schlossen von vornherein jegliche feudale Bindung für die Berg- und Hüttenleute aus. Diese in die Zukunft weisende Privilegierung der Bergleute spannte für deren Leistungen einen weiten Rahmen und war für den glanzvollen Aufstieg der Landesherrschaft und unserer Region mit ausschlaggebend.

 

Der Bergbau endete aber nicht an den Stadtgrenzen Freibergs, denn das erzhaltige Gestein schwärmte etwas weniger mächtig auch auf unserer nördlichen Flur in Richtung Frauenstein. Diese Erzgänge setzten vorwiegend im Hüttenwald, also nördlich von Weißenborn auf und waren der Gegenstand eines bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts betriebenen Bergbaus auf Silber, Kupfer, Zinn und Blei. Der Bergbau auf Weißenborner Flur kann in drei Gebiete aufgeteilt werden: Rammelsberg, Schieferleithe und das Dorf selbst.

 

Folgen Sie uns auf einer Wanderung in das alte Weißenborner Bergbaurevier. Die Karte, die Wegbeschreibung und die sichtbar angebrachten Pfadmarkierungen sollen Ihnen als Wegweiser dienen. Der Lehrtafeln weisen in kurzer Form auf die Stätten der einstigen bergbaulichen Tätigkeit hin. Weiterführende Informationen und Bilder liefern die QR-Code’s. Neben den Bergbauzeugnissen findet Sie auch schöne Ausblicke in dieser erzgebirgischen Landschaft.

 

Glück Auf

 

WegmarkierungRundweg Bergbaulehrpfad

Weglänge: ca. 7,7 km
mit Ausflug zum Wernergraben ca. 9,2 km
Höhenunterschied: 125 m

 

Die Markierung des Lehrpfades ermöglicht ein Begehen in beiden Richtungen. So kann man vom so genannten Dreiländereck (Kreuzung Friedrich- und Buchenweg) die Wanderung beginnen. Die folgende Wegbeschreibung beginnt am ehemaligen Möbelhaus am Forstweg in Weißenborn.

 

Wir folgen dem Forstweg (in manchen Karten auch als Muldenweg bezeichnet) und an der Weggabelung, kurz nach dem Reiterhof, biegen wir links ab. Rechts und links des Weges kommen wir an sechs großen hölzernen Sichttafeln vorbei, die auf die Geschichte Weißenborns und den Bergbau verweisen. Vorbei am ehemaligen Huthaus der „Grube Himmelsfürst samt Günther Erbstolln“ gelangen wir an eine Weggabelung, an der sich ein kleiner Rastplatz befindet. Hier steht eine hölzerne Sichttafel, auf der das Weißenborner Bergbaugebiet dargestellt ist. Hier bietet sich die Möglichkeit, einen Abstecher zum verbrochenen oberen Mundloch der 900 m langen „Wernergrabenrösche“ am Saugrundweg zu machen. Wer dies möchte, muss ca. 700 m dem Radweg nach Freiberg folgen und danach wieder zum Rastplatz zurückkehren.

 

Der Lehrpfad führt gerade aus weiter und kurz danach biegen wir rechts in den Buchenweg ein. Nachdem der Anstieg gemeistert wurde, kommen wir an eine Schneise, die rechts in den Wald führt. Der Wegmarkierung folgend, kommen wir zur Halde des „Günther Tageschachtes“ (GPS: N50° 53.152′ E13° 23.674′). Von dort nehmen wir den Hüttensteig, der auf den Buchenweg zurückführt. Auf dem Buchenweg geht es danach nach rechts. Nachdem wir auf dem Buchenweg rechterseits die Weide hinter uns gelassen haben und wieder im Wald sind, dürfen wir nicht zu zeitig nach links in den Pfad der talwärts führt einbiegen, sondern nehmen die nachfolgende Schneise, die links auf gleichem Niveau wie der Buchenweg liegt und in Richtung „St. Anna Fundgrube“ (N50° 53.313′ E13° 23.824′) geht. Auf der Tafel wird auch auf die „Schwedenzeche“ verwiesen (GPS: N50° 53.278′ E13° 24.002′), die sich oberhalb des Buchenweges befand aber durch Gestrüpp nur schwer erreichbar ist.

 

Von der „St. Anna Fundgrube“ folgen wir einem markierten Pfad. Auf ungefähr der Hälfte des Weges steht eine Tafel zum Thema „Tageschacht“ (GPS: N50° 53.339′ E13° 23.660′). Weiter talwärts bis auf den Weg an der Pulvermühle. Dort erreichen wir den „Andreas Alnpeckschen bzw. Weißtaubner Stolln“ (GPS: N50° 53.368′ E13° 23.615′). Wir gehen nach rechts weiter entlang des Weges am Betriebsgelände der Pulvermühle vorbei, bis zur Weggabelung Rotwiesen- und Heuweg. Links biegen wir auf den Heuweg ein und erreichen kurz danach eine Tafel „Verbrochenes Mundloch“ (GPS: N50° 53.477′ E13° 23.879′).

 

Nun müssen wir den Schieferbach überqueren und sehen bereits rechts den Damm eines Deiches. Vom Heuweg biegen wir nach rechts ab und kommen an die Tafel „Teich am Schieferbach“ (GPS: N50° 53.513′ E13° 23.939′). Nun gehen wir in Richtung Teichweg nach rechts (Wegebezeichnung fehlt)und müssen den Schieferbach nochmals überwinden. Im Frühjahr oder nach ergiebigen Niederschlägen ist der untere Teil des Weges oft etwas nass und feucht. An entsprechendes Schuhwerk sollte gedacht werden. Auf der folgenden Tafel ist das Bergbaugebiet der „Drei Könige Fundgrube“ mit dem „Tiefen Drei Könige Stolln“ (GPS: N50° 53.453′ E13° 24.079′) beschrieben. Der dazugehörige Schacht liegt etwas oberhalb im Wald (GPS: N50° 53.410′ E13° 24.246′) und befindet sich etwas abseits des Lehrpfades.

 

Den Teichweg weiter folgend kommen wir an den „Wiesenschacht der Grube Weiße Taube“(GPS: N50° 53.377′ E13° 24.167′). Vom „Wiesenschacht“ gehen wir weiter und kommen bald auf den Rotwiesenweg. Dort wo der Teichweg auf den Rotwiesenweg trifft befand sich das Mundloch des „Oberen Drei Könige Stolln“, der auch „Friedrich Stolln“ genannt wurde (GPS: N50° 53.265′ E13° 24.304′).

 

Den Rotwiesenweg bergan folgend gelangen wir auf den Buchenweg, biegen dort links ab und gehen noch bis zur Wegkreuzung. Hier befindet sich die letzte Tafel des Lehrpfades mit einem Verweis auf den“ Zinnteich“, (GPS: N50° 53.238′ E13° 24.442′), der sich bereits auf Niederbobritzscher Flur befindet.

 

Für den Rückweg bieten sich zwei Möglichkeiten an:

  1. Man geht den Buchenweg zurück und läuft dann über die Wiese Richtung Scheibenbusch und kommt dann wieder auf dem Forstweg zum Ausgangspunkt zurück (Abkürzung).
  2. Man geht den Friedrichweg in Richtung Weißenborn und erreicht den Ort am Kindergarten. Von dort läuft man die Bobritzscher Straße, Straße der Jugend, die Straße der AWG und kommt dann ebenfalls zum Ausgangspunkt zurück.

 

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Bergbaulehrpfad – Muldenflößerei – Kunstgräben – Wassertechnische Anlagen | Tafel 01

Die Muldenflößerei

Vom Kamme des Erzgebirges bis nach Döbeln erstreckte sich der Floßbereich. Eine erste Nachricht liegt aus dem Jahre 1438 vor. Ein Hans Münzer, der durch Bergbau reich geworden war, erlangte mit „Zutritt des damaligen Bürgermeisters“ die Rechte an der Muldenflöße bis Weißenborn. Er muss zu diesem Zwecke die im Flussbett vorhandenen Hindernisse beseitigt haben.

 

Dass die Hütten im Tal des Flusses angelegt wurden, erklärt sich zunächst aus der Notwendigkeit, das Wasser der Mulde für die verschiedensten Hüttenarbeiten zu verwenden, und sodann aus dem Vorhandensein der Flöße *1). Besonders im Frühjahr, mit der Schneeschmelze triftete das Stammholz aus dem oberen Erzgebirge bis zum Weißenborner Flößerplatz, um dort angelandet zu werden. Aber erst später, kurz vor Mitte des 16. Jahrhunderts, wird die Flöße Gegenstand von vielen Urkunden und erlangte eine besondere Bedeutung. Der hoffnungsvolle Aufstieg des Freiberger Bergbaues in der Zeit um 1500, der die zweite Blüte der Stadt heraufführte, wurde von einer Sorge überschattet. Der Verbrauch an Holz und Holzkohle stieg so bedrohlich, dass Vorsorge auf lange Sicht nötig war. Die Stadt Freiberg war gezwungen, ihren Holzbedarf für das Brauen, Backen und die Hausfeuerung aus den Wäldern, die Herzog Georg gehörten, zu decken. Die Mulde war der natürliche Weg des Holzes. Ein Mitglied des Freiberger Rates beritt hierauf die Freiberger Mulde bis zur böhmischen Grenze, fand sie zum Flößen wohl geeignet und brachte dies dem gesamten Rat zur Kenntnis. Dieser wiederum gab dem Herzog Georg Nachricht, der mit Caspar von Schönberg 1534 einen Holzvertrag einging. Aber bereits 1537 verkaufte der Landesherr den Holzeinschlag mitsamt dem Recht, dieses und anderes Holz frei und ungehindert flößen zu dürfen an die Stadt. Mit dem Vertrag von 1537 verpflichtete sich der Rat dem Herrn v. Hartitzsch zu Weißenborn jährlich 12 Gulden zu entrichten. *2)

 

Die weitere Bedeutung der Muldenflößerei lässt sich daran erkennen, dass 1629 der Kurfürst mit der Stadt Freiberg verhandelte und nach 87 Jahren die Rechte an der Flößerei wieder zurückkaufte – incl. des „Wasserzinses“ an die Herren v. Hartitzsch. Das war zugleich der Auftakt zu einer vollständigen Neuorientierung im Flößen auf der Freiberger Mulde. Denn 1629 wurde das schon lange geplante Projekt der „Neugrabenflöße“, von der Flöha über Cämmerswalde und Clausnitz bis in die Mulde realisiert. Damit konnten auch die entfernteren böhmischen Holzgebiete erschlossen werden und die Stadt Freiberg mit ihren Hütten mit den so dringend erforderlichen Brenn- und Nutzhölzern versorgt werden.*3)

 

Über Wert und Nützlichkeit der Flöße lesen wir in Möllers Chronik:

„Die Mulda… ist der Stadt sehr nützlich…wegen des Flößholzes, welches man auf dem Strome der Mulden der Stadt von obern Gebirge zuführet und hernach bei den untern Schmelzhütten in gewissen Schragen aufsetzet. Für diesen zwar ist diese Flöße nur bis ans Dorf Weißenborn gegangen, … aber Anno 1569 hat man durch einen besonderen Floßgraben derselben fortgeholfen, und die jetzigen Flöße bis an gedachte untere Schmelzhütte angerichtet, auch deswegen eine neue, steinerne Brücke über die Mulda gebauet.“*4)

 

Der Weißenborner Floßplatz verlor so nach und nach an Bedeutung. Die Schmelzhütten unterhalb von Weißenborn waren bereits geschlossen und die Verhüttung der Erze konzentrierte sich auf das aufstrebende Muldenhütten. Da der Weg des Holzes bis Freiberg und den neuen Hütten auf Achsen zu weit war, entstand 1569/70 ein besonderer Graben bis Muldenhütten und der Weißenborner Floßplatz wurde schon teilweise aufgelassen. Der abgehende Graben von der Mulde diente anschließend der Wasserversorgung der „Alten Mühle“. Aus den Flößerdörfern Hozhau, Rechenberg, Clausnitz und Mulda liegen Berichte vor, die auch auf Weißenborn schließen lassen. Flößermeister aus der Stadt Freiberg überwachten die Abläufe entlang des Flusses. Das Holz zu Gange brachten die Bauern und die Landleute. Damit ist es wahrscheinlich, dass es auch in Weißenborn keine eigenständige Berufsgruppe der Flößer gegeben hat.

 

Für die hiesigen Bauern war die Flößerei und der Holztransport im Frühjahr ein willkommenes Zubrot. In Anbetracht der Tatsache, dass 1534 die Flößrechte und das Holz für 3.000 Gulden verkauft wurden, nehmen sich die 12 Gulden Wasserzins für die Herren von Hartitzsch recht bescheiden aus und unterstreichen die eher geringe Bedeutung der Muldenflößerei auf die wirtschaftliche Entwicklung von Weißenborn.

 

Im Frühjahr 1874 wurde das letztemal geflößt. Schon 1820 verbrauchten die Hütten 40.000 Zentner Steinkohlen. Die 1875 eröffnete Bahnlinie bis Mulda und spätere Verlängerung nach Brüx und Dux mit Anbindung an das böhmische Braunkohlebecken machten die Holzflößerei überflüssig.

 

*1) Wilsdorf/Herrmann/Löffer, „Bergbau – Wald – Flöße“. Akademie Verlag Berlin 1960, S.186
*2) Wilsdorf/Herrmann/Löffer, „Bergbau – Wald – Flöße“. Akademie Verlag Berlin 1960, S.230/231/232
*3) Wilsdorf/Herrmann/Löffer, „Bergbau – Wald – Flöße“. Akademie Verlag Berlin 1960, S.254/255
*4) Wilsdorf/Herrmann/Löffer, „Bergbau – Wald – Flöße“. Akademie Verlag Berlin 1960, S.189

 

Kunstgräben

Als Kunstgraben werden Wassergräben bezeichnet, über die Bergwerke mit Wasser zum Antrieb von Wasserrädern versorgt wurden. Wenn der Kunstgraben unterirdisch weiterverläuft, spricht man von einer Rösche. Bis zur Erfindung der Dampfmaschine war die Wasserkraft die Hauptantriebsenergie für die unterschiedlichen Antriebsmaschinen im Bergbau, wie z. B. Kunsträder oder Kehrräder. Auf Weißenborner Flur sind noch die folgenden Kunstgräben teilweise vorhanden. Drei Kunstgräben verlaufen zwischen Mulde und Huthaus der Grube Himmelsfürst samt Günther Erbstolln.

 

Der untere Kunstgraben muss in der Nähe des ehemaligen Wehres für den Wernergraben begonnen haben und führt entlang des Waldrandes bis in die Nähe der Wiesen vor dem Sprengstoffwerk. Der Graben ist teilweise in den Fels gehauen. Der mittlere Graben ist nur wenige 100 m lang und endet dann im unteren Graben. Der obere Graben muss seinen Anfang im unteren Ortsteil von Weißenborn genommen haben und führt bis zu den Gruben oberhalb der Pulvermühle.

 

Möglicherweise wurde das Wasser aller durch Weißenborn fließender Bäche in diesem Kunstgraben gesammelt. Der ehemalige alte Hammer hat dessen Wasser ebenfalls genutzt. Dieser Graben ist im Waldgelände noch sehr gut erkennbar. Am Standort dieser Tafel (N50° 53.375′ E13° 23.395′) kreuzt der obere Kunstgraben den Forstweg und ist noch rechts und links des Weges als Senke erkennbar. Der bekannteste und jüngste Kunstgraben ist der Wernergraben (1827-1860 erbaut) oder auch Wernerstolln genannt. Der Wernergraben begann unterhalb der Weißenborner Muldenbrücke und ist teilweise noch gut erkennbar. Die 900 m lange Rösche (N50° 53.508′ E13° 22.885′), die am Saugrundweg beginnt (oberes Mundloch ist nicht mehr vorhanden), führte Muldenwasser bis zur Grube Morgenstern am linksseitigen Muldenufer gegenüber von Muldenhütten.

 

Vor dem Bau des Wernergrabens bezog die Grube Morgenstern ihr Aufschlagwasser über den Alten Morgensterner Kunstgraben. Dieser zweigte ebenfalls Muldenwasser ab. Der Anfang dieses Grabens ist noch sehr gut oberhalb der Muldenbrücke am Saugrundweg erkennbar.

 

Graben am Forstweg

Graben am Forstweg 2

Graben am Forstweg 3

Graben am Forstweg 4

Graben am Forstweg 5

Graben am Forstweg 6

Graben am Forstweg 7

Graben am Forstweg 8

 

„Textauszug aus der Weißenborner Chronik von 1963 ; Ergänzungen von L. Richter“

 

Wassertechnische Anlagen

Mit dem weiteren Eindringen in die Tiefe traten teilweise massive Probleme mit dem Grundwasser auf. Dabei war Wasser von jeher ein wichtiges Hilfsmittel, dessen sich die Bergleute bedienten.

 

Wassertechnische Projekte entstanden in der Folgezeit des mittelalterlichen Bergbaues. So führten später die Stolln nicht nur das Grundwasser, sondern auch das Oberflächenwasser, welches als Aufschlagwasser für verschiedene Wasserräder diente. Es wurden Kunstgräben angelegt und tunnelartige Röschen durch den Fels geschlagen. Künstliche Teiche entstanden und dienten als Reservoir. Durch all diese Maßnahmen war es möglich, weiter in die Tiefe vorzudringen und neue Lagerstätten abzubauen. Zeugnisse dieser Wasserkunst verliefen entlang des Forstweges von der Mulde ausgehend in drei übereinander liegende Gräben. Diese lieferten den an der Mulde liegenden Bergwerken das Betriebswasser für die Wasserhebungsmaschinen, die sogenannten Künste.

 

Hier in Weißenborn wird ihr Wasser außerdem vom alten Hammer mit benutzt worden sein. Der oberste dieser Gräben ist fast restlos bis an die alten Gruben gegenüber der ehemaligen Richterschen Pulvermühle zu verfolgen. Unterhalb des „Rosinenhäuschens“ liegt ein Hüttenteich. Früher waren hier sogar vier Teiche als Wasserreservoir angelegt worden.

 

Unweit davon befindet sich das Röschenmundloch des „Werner Stolln“. In den Schächten im „Morgensterner“ Grubenfeld waren damals und zuvor auch Wasserräder installiert. Da das Grubenfeld weit abseits des Freiberger Grabensystems lag, hatte man 1827 bis 1855 für die Grube einen eigenen Kunstgraben angelegt. Dieser zweigte bei Weißenborn von der Mulde ab, führte zunächst an der Freiberger Straße entlang, wo er durch die Begrenzung der Gartenparzellen noch erkennbar ist, verlief dann, teilweise überwölbt, an den Südrand des Rosinenwäldchens.

 

Eine als „Wernerstolln“ bezeichnete, 1827 bis 1839 gebaute, etwa 900 m lange Rösche führte das Wasser unter dem Wald hindurch bis an den von der Frauensteiner Straße nach Muldenhütten führenden Fahrweg. An diesem ist das unter Mundloch des Wernerstollns erhalten, wogegen das obere Mundloch heute verfallen und verschüttet ist. Das dazugehörige Wehr unterhalb der Muldenbrücke wurde erst 1852/53 angelegt.

 

Vom unteren Mundloch des Wernerstollns lief das Wasser abwechselnd durch Gräben und Röschen am Hang entlang und passierte dabei mehrere Mundlöcher, ehe es in die eigentliche Aufschlagrösche zum Morgenstern eintrat. Mehrere Mundlöcher dieser Röschen am Stangenberg sind in dem bewaldeten unwegsamen Gelände noch erkennbar.

 

Der Wernerstolln hat seinen Namen nach dem bekannten Mineralogen und Geologen Abraham Gottlob Werner erhalten, der als Bergkommissionsrat im Oberbergamt für Fragen der bergmännischen Wasserwirtschaft zuständig war und auch die Anregung zu dieser Anlage gegeben hat.*1)

 

Der Wernergraben wurde im Rahmen des Unesco-Welterbeprojektes Montanregion Erzgebirge in die Geoinformationsgeststütze Datenbank MontE, zur Erfassung von unter Denkmal-, Landschafts- und Naturschutz stehenden Objekten, aufgenommen. Künstliche Teichanlagen befanden sich auch entlang des Schieferbaches. Am Oberlauf des Wassers befindet sich der „Schöpsenteich“, der als „Zinnteich“ in alten bergamtlichen Rissen verzeichnet ist. Sein Name deutet auf den ehemals betriebenen Zinnbergbau hin. Unterhalb des Teichdammes hat um 1652 ein Pochwerk mit einer Erzwäsche gestanden. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Das Vorhandensein dieser Erzaufbereitungsstätte beweist, dass der Schieferbach früher bedeutend mehr Wasser führte. Am Unterlauf des Bächleins, auf Höhe des Heuweges, sind die Überreste eines alten Bergwerkteiches zu erkennen. Vor diesem führte ein Kunstgraben zu dem Mundloch des „Wolfgang Stehenden“. Der Teich könnte aber auch zu einer Hütte gehört haben. Nicht vernachlässigt werden darf die Rolle der Freiberger Mulde als Transportmittel für das dringend notwendige Scheitholz. Die Erzschmelzhütten im Freiberger Raum wurden mit Holz aus dem oberen Erzgebirge versorgt und Weißenborn war eine Endstelle der Muldenflößerei.

 

Ein Hans Münzer erwarb 1438 die Rechte an einem Graben „uferwärts“ der Mulde in Weißenborn, wo mit Ziehstangen das Holz gefasst und angelandet wurde. Vermutlich diente dieser Graben gleichzeitig der Wasserversorgung der „Alten Mühle“ und damit kann dieser Flößerplatz dem Gelände des heutigen Sport- und Freizeitzentrums zugeordnet werden. Das letzte Treibholz wurde 1873 aus dem böhmischen Teil des Erzgebirges über den Kunstgraben von der Flöha über Cämmerswalde und Clausnitz der Freiberger Mulde zugeführt.

 

*1) Autorenkollektiv Ltg. Wagenbreth O., Wächtler E.: Der Freiberger Bergbau – Technische Denkmale und Geschichte. Leipzig: VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, 1985. S. 214, 215

Bergbaulehrpfad – ehemaliges Huthaus – Günther Tageschacht – Friedrich Erbstollen | Tafel 02

Das ehemalige Huthaus

Ein Hüttensteig durchzog einst das Gelände und war der Arbeitsweg für die Weißenborner, Süßenbacher und Oberbobritzscher Bergleute und Hüttenarbeiter. Jeder Spaziergänger, der schon einmal den Forstweg entlang in Richtung Wald gewandert ist, wird sich über das einsam gelegene Wohnhaus Nr. 22 gewundert haben. Die in der Nähe angebrachte Holztafel gibt darüber Auskunft, dass es sich um das ehemalige Huthaus der bedeutenden Grube „Himmelsfürst samt Günter Erbstolln“ handelt. Wann das Haus erbaut wurde ist nicht bekannt. Die Grube selbst wird 1682 erstmals erwähnt. Außer dem Huthaus war ehemals eine Bergschmiede vorhanden. Es ist das einzige noch in Weißenborn erhaltene Gebäude dieser Art und kündet vom Bergbau vergangener Jahrhunderte. Zum gemeinschaftlichen Gebet versammelte sich das Bergvolk in der Betstube des Huthauses, das neben einem Magazin für das Gezäh (Werkzeug des Bergmannes) auch noch eine Wohnung für den Hutmann oder den Steiger enthielt.

 

Zum bedeutendsten Weißenborner Bergwerk gehörten zwei Pochwäschen und eine Schmelzhütte. Es waren zwei Stolln aufgefahren (der obere und der tiefe Stolln) und mehrere Schächte vorhanden. Die Länge des tiefen Stollns betrug knapp 800 m. Die Grube lieferte insgesamt 1376 kg Silber, mindestens 17000 kg Blei und wenigstens 2800 kg Kupfer. Ihre Blütezeit war im 18. Jahrhundert. 1852 verfuhr man hier und in der Grube Himmlischer Erzbischoff die letzte Schicht. Die oberflächennahen Erzmittel waren abgebaut. Hinter dem Huthaus sind Halden geschüttet. Rings um dieses historische Gebäude befinden sich weitere Zeugnisse des früheren Bergbaues im sogenannten Hüttenwald. Schon der Name verrät, dass es sich hier um ein Gebiet mit vielen, heute verfallenen Stolln, Mund- und Lichtlöchern, Einschnitten und Einbrüchen handelt und nur der Fachmann kann diese als Zeitzeugen des historischen Bergbaues erkennen. Ganze Waldstücke wurden regelrecht aufgegraben um fündig zu werden. Ca. 3000…4000 Bergbauanlagen hat es zeitweilig hier in dieser Region gegeben. Nur die bedeutendsten sind heute noch in den Bergarchiven erwähnt und dokumentiert.

 

Autorenkollektiv, „850 Jahre Weißenborn“, Herausgeber Gemeinde Weißenborn, 2012

 

Günther Tageschacht

Wir befinden uns am Hauptschacht der Grube Himmelsfürst samt Günther Erbstolln (1682-1852). Über dem Schacht befand sich eine Kaue (kleineres Holzgebäude) mit Haspel. Die Grube wird 1682 das erste Mal erwähnt. Außer dem Huthaus war ehemals noch eine Bergschmiede vorhanden. Zur Grube gehörten zwei Pochwäschen und eine Schmelzhütte. Es waren zwei Stollen aufgefahren (der obere und der tiefe Stollen) und mehrere Schächte vorhanden. Die Länge des tiefen Stollens betrug knapp 800 m. Die Grube lieferte insgesamt 1.376 kg Silber, mindestens 17.000 kg Blei und wenigstens 2.800 kg Kupfer. Ihre Blütezeit war im 18. Jahrhundert. Seit 1852 ruht jeglicher Betrieb. Erhalten ist das Huthaus am Forstweg (das einzige Huthaus in Weißenborn), dazu die Halde hinter dem Huthaus mit dem verbrochenen Mundloch des oberen Stollens, einige Pingen, die bis zum Günther Tageschacht am Waldrand oberhalb des Huthauses führen und Pingen im gegenüberliegenden Hüttenwald. Neben dem Günther Tageschacht waren noch ein Tageschacht auf der Wiese vor dem Hüttenwald und ein weiterer zwischen Huthaus und Günther Tagschacht vorhanden. Der Günther Tageschacht hatte eine Tiefe von knapp 30 m und war etwas schräg angelegt. Er reichte bis zur oberen Stollensohle. Auf dieser war der ebenfalls etwa 30 m tiefe Joel–Schacht bis zur nächsten Sohle, dem tiefen Stollen, angesetzt. Von hier aus wurde der Erzgang „Gott mit uns Stehender“ aufgefahren, und zwar sowohl nach SW als nach NO unter das Feld hindurch bis hinüber in den Hüttenwald. Das Mundloch des tiefen Stollns befand sich unterhalb des Forstweges, dort wo jetzt noch das Stollenwasser in einem Brunnenhäuschen gewonnen wird. Die Schürfgräben in den Halden stammen aus der Nachkriegszeit, als von der SDAG Wismut nach Uranerz gesucht wurde.

 

„Textauszug aus der Weißenborner Chronik von 1963 ;  Ergänzungen von L. Richter“

 

Günther Tageschacht

Günther Tageschacht 2

Günther Tageschacht 3

Günther Tageschacht 4

Günther Tageschacht 5

Günther Tageschacht 6

Günther Tageschacht 7

 

 

 

Friedrich Erbstollen im Rammelsberg

Als 1853 der gesamte Feldbesitz zwischen Weißenborn, Hilbersdorf und Niederbobritzsch zusammengelegt wurde, übertrug sich dieser Name auf das vereinigte Grubenfeld als „Friedrich Erbstolln im Rammelsberg“. Erhalten ist bis heute der Friedrichweg auf Hilbersdorfer Flur und als sichtbares Zeichen des Bergbaues der Überrest des „Theodor Richtschachtes“. Eine angebrachte Tafel berichtet darüber. Richtschächte sind außerhalb der Erzgänge geteufte Schächte zur Versorgung bzw., zum Austrag von Gestein aus dem Stolln. Dieser 1856 schon 215 m tiefe Schacht der Grube „Friedrich Erbstolln“ erhielt im genannten Jahr eine Dampfförderanlage. Von 1843-1893 wurden hier 8023 kg Silber neben größeren Mengen von Zinn und Kupfer gefördert. Eine weitere Anzahl im Wald verborgener Pingen und Schachthalden weisen auf die frühere Bedeutung dieses Revieres hin. Sogar eine eigene Hütte für die Gruben auf dem Rammelsberg ist auf dem rechten Muldenufer im 16. Jh. nachgewiesen. In einem Bericht aus dem Jahre 1853 werden für den „Friedrich Erbstolln im Rammelsberg“ folgende Einträge gemeldet:

Geförderte Erze Gewonnenes Silber Gewonnenes Blei Gewonnenes Kupfer
[Zentner] [Zentner] [Zentner] [Zentner]
828,900 29,960 206,955 24,868

 

Weiterhin wurden Arsen und Zinkblende gefördert, die damals aber noch nicht verwendet wurden. Eine der ergiebigsten Gruben war u. a. die „König Johann Fundgrube im Rammelsberg“. Hier war wahrscheinlich auch der Ursprung des hiesigen Bergbaues.

 

Theodor Richtschacht

Theodor Richtschacht 2

Theodor Richtschacht 3

Theodor Richtschacht 4

Theodor Richtschacht 5

 

 

Autorenkollektiv, „850 Jahre Weißenborn“, Herausgeber Gemeinde Weißenborn, 2012

Bergbaulehrpfad – St. Anna Fundgrube – Schwedenzeche | Tafel 03

St. Anna Fundgrube

Die Grube St. Anna zählt zu den ältesten und bedeutendsten Weißenborner Grube. 1510 war sie sicher schon in Betrieb, möglicherweise bereits einige Jahrzehnte früher (1481). Von 1524 bis 1591 lieferte sie 1278 kg Silber und 83.000 kg Kupfer. Heute ist vom Schacht noch ein trichterförmiger tiefer Einbruch zu sehen. Ehemals soll auch ein Göpel hier gestanden haben. Als Göpel wird sowohl eine Vorrichtung (Zahnräder, Wellen, Vorrichtung zum Einspannen der Zugtiere) als auch ein Gebäude bezeichnet. Göpel kamen in Mitteleuropa seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert vor allem im historischen Bergbau als Förderanlage zum Einsatz. Wir befinden uns in einem der Zentren des Weißenborner Bergbaues. Nach fast allen Seiten erstrecken sich Halden- und Pingenzüge. Einen großen Teil der im 16. Jahrhundert in der Schieferleithe betriebenen Gruben haben wir in dieser Gegend zu suchen. So wurde die Grube St. Paul (1555-1592) etwas nördlich, nach dem Rotwiesenweg zu, betrieben. Alle diese Gruben lieferten Silber- z.T. auch Kupfer-, wahrscheinlich außerdem Zinnerze.

 

Schwedenzeche

Geht man von der St. Anna Fundgrube in Richtung Buchenweg und weiter auf diesem nach links, so befinden sich rechts im Wald die Halden und Pingen der Schwedenzeche. Diese sind weitgehend durch Gebüsch und Gestrüpp verdeckt und nur schwer zugänglich. Was es mit dieser Zeche auf sich hat, wissen wir nicht. Möglicherweise diente sie im Dreißigjährigen Krieg, als schwedische Truppen plündernd und mordend durch das Land zogen als Zufluchtsort. Auf einem Bergamtsriss aus dem Jahre 1701 sind diese Halden („die Schweden genannt“) bereits eingezeichnet.

 

„Textauszug aus der Weißenborner Chronik von 1963 ; Ergänzungen von L. Richter“

 

Gruben und Halden

Gruben und Halden 2

Gruben und Halden 3

Gruben und Halden 4

Gruben und Halden 5

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Bergbaulehrpfad – Tageschacht – Aufstellung Weißenborner Gruben | Tafel 04

TageschachtDer Schacht ist im Bergbau ein Grubenbau, mit dem die Lagerstätte von der Oberfläche (über Tage) her erschlossen wird. Schächte dienen dem Transport von Personen (Seilfahrt) und Material, der Förderung der Abbauprodukte sowie der Frischluftversorgung (Bewetterung). Auf dem Weg vom Alnpeckschen Stolln sind linksseitig mehrere Halden und Vertiefungen (Pingen) im Wald erkennbar. Diese sind Reste alter Tageschächte, die nach dem Ende des Bergbaus verfüllt wurden. Entlang dieser Pingen ist auch der Verlauf des Erzganges erkennbar. Anhand der Skizze sind verschiedene Schächte dargestellt. Die rote Linie stellt den Verlauf des Erzganges dar. Übertägig waren verschiedene Fördereinrichtungen (Handhaspel, Pferde- oder Wassergöpel) vorhanden.

 

Handhaspel

Pferdegöpel

Wassergöpel

„Textauszug aus der Weißenborner Chronik von 1963 ; Ergänzungen von L. Richter“

 

Aufstellung der in Weißenborn gangbar gewesenen Gruben mit Betriebszeiten und Metallausbringen

 

  Nachgewiesene Betriebszeiten Metall-
ausbringen Silber
Metall-
ausbringen Kupfer
Metall-
ausbringen Blei
Name und Lage z.T. mit Unterbrechung ab 1524 [kg] ab 1524[kg] ab 1800[kg]

St. Anna Fdgr. Schieferl.

1510-1601  1 278,4 83 084
Drei Könige Fdgr. Schieferl. 1524-1614 211,4 462
St.Jacob Fdgr. Schieferl. 1524-1582 160,6 770
St. Peter Fdgr. Schieferl. 1524-1580 167,5 14 892
Heidelsberg Fdgr. Schieferl. 1524-1560 19,9
Rosenkranz Fdgr. Schieferl. 1525-1558 41,2 616
Anderas Allnbecks tiefer Stolln, Schieferl. 1530-1568 85,6 7 548
St.Niclas Fdgr. Schieferl. 1539-1614 194,9
St.Andreas Schieferl. 1541-1550 16,9 359
Wasserschacht Fdgr. Schieferl. 1544-1600 1 326,0 72 814
Pfalzgraph Fdgr. Schieferl.                1547-1553 24,7
Pfefferkörner Fdgr. Schieferl. 1549-1550 5,2
St.Paul Fdgr. Schieferl. 1555-1592 57,8 770

Erzengel Michael Fdgr. Unterhalb Weißenborn

1555-1567?

 

1619-1624

 

1701?

 

126,4?

 

 

154?

 

 

 

Jordan Fdgr. Schieferl. 1557-1558 15,0 257
Weiße Ganz Schieferl. 1559-1569 3,9
Radschacht Fdgr Schieferl. 1566-1567 61,0 411
Fabian Fdgr. Schieferl. 1572-1581 211,3
Christianusburg Fdgr. 1582-1584
Vier Brüder Fdgr. 1582
Gott beschert Tag und Nacht Fdgr. Schieferl. 1691-1613
Schusterförster Fdgr. Schieferl. 1597-1599
Hohe Fichte Fdgr. 1603
St.Merten samt Moritz Fdgr. 1606-1623 68,0 26
Johann Georgen Erbst., „unter der Ziegelscheune“ 1668
Himmelsfürst samt Günther Erbst., unterhalb Weißenborn 1682-1852 1 376,5 2 876 15 510
Heilige Dreifaltigkeit Fdgr.,„auf Harzigs“ (Grund und   Boden) „am Ottenberg“ 1693
Weiße Taube Fdgr. Schieferl. 1695-1815 2,6 9 257

Glück und Segen Erbst., am rechten Zufluss d. Dorfbach

18.Jhd. oder

früher,

1826,1842

0,7
Johann Erbst., „auf Harziges“ (Grund und Boden) 1709-1741
Himmlisch Heer Erbst.,“ im Holze an der Mulde“ 1714-1723

Gott hilft weiter Erbst., „auf Höhlers Wiese unter der Straße“

1755-1764
Zacharias samt Barttenbergs Freunde Erbst., „unter der Dorfbach“ 1755
Komm Sieg mit Freuden Erbst. Schieferl. 1756-1760 0,23
Schöne Magelone Erbst. 1766-1780/81 0,04

Himmlischer Erzbischoff Erbst. Oberhalb Weißenborn

1767-1799

1828-1852

8,7 11 1746
Hilfe Gottes Erbst. 1779-1783
Sieben weise Meister Fgdr. Schieferl. 1784-1794 3,8

Bergbaulehrpfad – Andreas Alnpeckscher bzw. Weißtaubner Stolln – Bewertung des Weißenborner Bergbaus | Tafel 05

Andreas Alnpeckscher bzw. Weißtaubner Stolln

Ein Stollen – im sächsischen Raum (Erzgebirge) vor allem in Eigennamen und traditionell auch Stolln geschrieben – ist ein von der Erdoberfläche aus grundsätzlich waagerecht oder leicht ansteigend in einen Berg oder Hügel getriebener unterirdischer Gang, der eine Verbindung zu einer Grube herstellt. Die Hauptfunktion bestand im Abführen von anfallenden Grundwässern und um Frischluft in das Bergwerk zuzuführen. Die meisten Stollenmundlöcher sind deshalb in unmittelbarer Nähe von Flüssen oder Bächen anzutreffen. Das Mundloch des Alnpeckschen Stollns war in der Nähe des Muldenufers angesetzt und befindet sich jenseits des Zaunes im Betriebsgelände des Sprengstoffwerkes (N50° 53.368′ E13° 23.615′). Das austretende Stollenwasser wird heute noch genutzt. Der Stollen war nach Osten ins Gebirge getrieben. Sein Verlauf ist an den zahlreichen Einbrüchen und Halden noch sicher zu verfolgen. Der weitere Wanderweg führt an diesen Einbrüchen und Halden vorbei. Allein hier waren in kurzen Abständen 4 Schächte angelegt. An den Alnpeckschen Stolln schloss sich die Grube St. Anna an. Da später das gesamte Grubenfeld an die Weiße Taube Fundgrube erneut verliehen wurde, erhielt der Alnpecksche Stolln die Bezeichnung Weißtaubner Stolln. 1770 war er noch offen und befahrbar, 1853 jedoch nicht mehr. Die Alnpecks waren ein Freiberger Patriziergeschlecht, das in Langenrinne begütert war. Ihre Besitzungen reichten bis an die Mulde. Andreas Alnpeck wurde 1521 Ratsherr in Freiberg und gelangte 1525 zur Bürgermeisterwürde, die er dreizehn Mal bis 1553 bekleidete. Außerdem war er von 1546 bis 1556 Münzmeister. Zwischen dem Hüttensteig und dem linken Weg (Reitweg) ist eine Schlucht erkennbar, die sich bis zum Buchenweg hinzieht. Oberhalb des Buchenweges sind noch die Reste eines Teiches zufinden. Eine Erklärung für das Entstehen dieser Schlucht könnte wie folgt sein:

 

BildDas älteste Erzabbauverfahren im Erzgebirge ist der Seifenbergbau. Dabei wurde erzhaltiges Erdreich in ein fließendes Gewässer verbracht. Durch Absenken der Fließgeschwindigkeit mittels Astwerk, Kaskaden oder einer Balkenkonstruktion im Bach, setzten sich die schweren Erzgraupen auf dem Grund des Baches ab. Das taube Gestein und die Erde flossen weiter oder wurden ans Ufer geschaufelt. Es entstanden daraus längliche Erdwälle so genannte Raithalden. Georgius Agricola stellte in seinem Buch „De re metallica“ den Seifenbergbau dar (Abbildung).

 

Seifen bezeichnen in der Geologie und in der Lagerstättenkunde sekundäre Mineralanreicherungen in Sedimenten wie Sand oder Kies, in denen sich mineralhaltige Körner entsprechend ihrem spezifischen Gewicht durch mechanische Strömungen sortiert, konzentriert und dann abgelagert haben.

 

„Textauszug aus der Weißenborner Chronik von 1963 ; Ergänzungen von L. Richter“

 

1)Bewertung des Weißenborner Bergbaues

Silberhaltige Bleierze und edle Silbererze waren von jeher die bergmännisch wichtigsten Naturereignisse. Die frühe Existenz der Röhlingshütte lässt zudem neben dem Rammelsberg und der Schieferleithe auch einen oberflächennahen Bergbau im Bereich des Unterdorfes vermuten. Neben der Landwirtschaft bestimmte aber der Bergbau über Jahrhunderte die Geschicke unseres Ortes und noch heute künden Wege- und Ortsbezeichnungen von den damaligen Gruben und Hüttenwerken.

 

Das 16. Jahrhundert, war die Blütezeit des hiesigen Bergbaues. Kriegs- und Notzeiten (z.B., der Dreißigjährige Krieg, 1618 – 1648) brachten den Bergbau fast zum Erliegen. Verglichen mit dem übrigen Bergbau in und um Freiberg war derjenige von Weißenborn bescheiden. Darüber kann auch die verhältnismäßig große Anzahl der ehemals vorhandenen Schächte nicht hinwegtäusche. Diese waren oft recht klein. So hatte eine „Fundgrube“ nur eine Länge von etwa 84 m und eine Breite von 14 m. Wie viele Bergwerke in Weißenborn bestanden, kann mit Bestimmtheit nicht gesagt werden. Namentlich sind 38 bekannt. Zu erwähnen sei, dass es in Weißenborn selbst kaum Bergleute gegeben hat. Der überwiegende Teil der männlichen Bevölkerung war, laut Kirchenbuch, neben Bauern als Hüttenarbeiter, -schmelzer und -wächter tätig. In der Eckhardtschen Chronik wird berichtet, dass 1850 gesamt 37 „meist junge Leuthe“ in den Hütten arbeiteten. Manche Kleinbauern betrieben diese Tätigkeit im Nebenerwerb und verloren dieses Zubrot in den folgenden Jahren.

 

Nachdem Deutschland 1873 die Währung umstellte auf die Goldmark, sank die Bedeutung des Silbers immer mehr und der Silberbergbau wurde praktisch bedeutungslos. Im Weißenborner Revier waren zu dieser Zeit schon viele kleine Gruben auflässig und Mitte des 19. Jahrhunderts kam der Bergbau hier bei uns endgültig zum Erliegen.Die 1871 gegründete Papierfabrik stellte die durch den Bergbau frei gewordenen Leute ein und sicherte für diese Arbeit, Lohn und Brot. Heute erinnern nur Orts- und Wegebezeichnungen noch an die aktive Zeit des Berg- und Hüttenwesen und nur wenige Denkmale sind erhalten. Von Freiberg aus zieht sich ein 23 km langer Porphyrgang durch unser Gebiet bis nach Frauenstein.

 

Vielleicht ist hier die jahrhundertealte Mähr von dem geheimnisvollen, unterirdischen Gang nach Frauenstein mit entstanden.

 

Glück Auf!

 

1) Autorenkollektiv, „850 Jahre Weißenborn“, Herausgeber Gemeinde Weißenborn, 2012

 

Graben im Hüttenwald

Graben im Hüttenwald 2

Graben im Hüttenwald 3

Graben im Hüttenwald 4

Graben im Hüttenwald 5

Graben im Hüttenwald 6

Bergbaulehrpfad – Bergbau am Rammelsberg – Verbrochenes Mundloch | Tafel 06

Bergbau am Rammelsberg

Nach der ersten Hauptperiode des Freiberger Bergbaus (12.-13. Jahrhundert) verlief die Entwicklung langsamer als im südlichen Erzgebirge. Hier waren keine sensationellen Silberfunde mehr zu machen, die reichen Erze der Oxydationszone waren erschöpft. Ein neuer Aufschwung war nur von einer technisch besseren Nutzung der ärmeren Erze und vom Aufschluss und Abbau tieferer Bereiche der Erzgänge zu erwarten.

 

Seit wann der Bergbau auf unserer Flur genau umging ist unbekannt. Erst 1477 erwähnen verschiedene Schriften die ersten Silberlieferungen vom Rammelsberg und den umliegenden Gruben, einem Gebiet oberhalb von Muldenhütten zwischen Hilbersdorf und Weißenborn. Der Rammelsberg zählte zweifellos zu den ergiebigsten Grubenfeldern zwischen Weißenborn und Hilbersdorf. Der heute nicht mehr gebräuchliche Name kann damit erklärt werden, dass sich in diesem Gebiet zahlreiche Erzgänge sich „rammelten“, d. h., sich kreuzten und aufeinander stießen.

 

Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der an Goslar erinnernde Flurname von niedersächsischen Bergleuten übertragen worden ist. Vor allem im 16. Jahrhundert bestanden im Rammelsberg zahlreiche Gruben, die neben Kupfer und Zinn auch bemerkenswerte Mengen an Silber geliefert haben; so an der Schieferleithe St. Anna 1510 bis 1601 1278kg und Wasserschacht Fundgrube 1544 bis 1600 1326 kg, sowie St. Christoph 1524 bis 1601 469 kg.

 

Heute finden wir in den dortigen Wäldern zahlreiche Bingen und Halden als Zeugen des Bergbaus, die uns jene Periode am originalen Standort, in diesem etwas abgelegenen Teil des Freiberger Reviers, nachempfinden lassen. Unmittelbar nach den ersten Gruben entstanden auch die ersten Schmelzhütten. Ursprünglich war das Ausschmelzen und Umschmelzen des Silbers technisch so einfach, dass man dazu wohl nur kleine Hütten mit primitiver technischer Ausstattung unmittelbar neben den Gruben errichtete.

 

Auf der ersten Chursächsischen Landesaufnahme (1586-1633) finden sich im unseren Bereich der Freiberger Mulde zahlreiche Hüttenstandorte. In der Nähe der heutigen Muldenbrücke Stand die 1550 erstmals erwähnte Röhlings Hütte. Genauere Informationen zu Gründung, Größe etc. gibt es nicht. Ihr Standort wurde auf der Karte mit „ein Hütt gestanden“ vermerkt, ein Hinweis dass sie zum Zeitpunkt der Kartierung schon nicht mehr betrieben wurde. Im 14. bis 17. Jahrhundert, also gegen Ende der ersten und in der zweiten Hauptperiode des Freiberger Bergbaus, wurden Schmelzhütten – oder richtiger die Standorte zum Bau von Hütten – dem noch herrschenden Lehnsystem gemäß mit Privilegien des Landesherren verliehen.

 

Zur Verhüttung der neuen ärmeren Erze benötigte man leistungsfähigere Öfen und Gebläse. Für letztere war der Antrieb mit Wasserrädern erforderlich. Die Erze aus dem Erdinneren hatten noch keinen Wert, nur mit Hilfe des Hüttenmannes konnten die darin enthaltenen Metalle rein dargestellt werden. Der Hüttenmann übernahm die Aufgabe, die mechanisch gereinigten, gepochten Erze nach den darin enthaltenen Metallen durch Feuer zu scheiden. So entstanden auch in unserem Bergrevier kleinere Schmelzhütten, die nie an die Bedeutung der Freiberger und Muldenhüttener Schmelzöfen heranreichten.

 

Unterhalb der Rosine, linksseitig der Mulde steht ein einsames Häuschen. Es steht auf einer Schlackenhalde, die jetzt mit Mutterboden überdeckt ist. Bei genauerem Hinschauen sieht man jedoch noch überall Schlackensteine. Diese stammen von der „Hütte des kleinen Erzkaufs“, die auch den Namen „Teichhütte“ führte. Sie wurde 1583 gegründet und war bis 1710 in Betrieb. In ihr wurden in erster Linie arme Erze ausgeschmolzen. Das eben erwähnte Gebäude dürfte aber erst 1789 von der Tuchmacherinnung gebaut worden sein. Diese hatte hier eine Zeit lang eine Tuchwalke errichtet und benutzt dafür das Teich- oder Muldenwasser.

 

In der Muldenaue unterhalb des Rosinenhäuschens ist außerdem eine Zinnhütte betrieben worden. Ihr Standort ist jedoch nicht mehr zu ermitteln. Sie war ein unbedeutendes Unternehmen, wurde 1700 errichtet und schmolz bis 1707 nur wenige Zentner aus. Ein Hüttensteig durchzog einst das Gelände und war der Arbeitsweg für die Weißenborner, Süßenbacher und Oberbobritzscher Bergleute und Hüttenarbeiter. Jeder Spaziergänger, der schon einmal den Forstweg entlang in Richtung Wald gewandert ist, wird sich über das einsam gelegene Wohnhaus Nr. 22 gewundert haben. Die in der Nähe angebrachte Holztafel gibt darüber Auskunft, dass es sich um das ehemalige Huthaus der bedeutenden Grube „Himmelsfürst samt Günter Erbstolln“ handelt. Wann das Haus erbaut wurde ist nicht bekannt. Die Grube selbst wird 1682 erstmals erwähnt. Außer dem Huthaus war ehemals eine Bergschmiede vorhanden. Es ist das einzige noch in Weißenborn erhaltene Gebäude dieser Art und kündet vom Bergbau vergangener Jahrhunderte. Zum gemeinschaftlichen Gebet versammelte sich das Bergvolk in der Betstube des Huthauses, das neben einem Magazin für das Gezäh (Werkzeug des Bergmannes) auch noch eine Wohnung für den Hutmann oder den Steiger enthielt.

 

Zum bedeutendsten Weißenborner Bergwerk gehörten zwei Pochwäschen und eine Schmelzhütte. Es waren zwei Stolln aufgefahren (der obere und der tiefe Stolln) und mehrere Schächte vorhanden. Die Länge des tiefen Stollns betrug knapp 800 m. Die Grube lieferte insgesamt 1376 kg Silber, mindestens 17000 kg Blei und wenigstens 2800 kg Kupfer. Ihre Blütezeit war im 18. Jahrhundert. 1852 verfuhr man hier und in der Grube Himmlischer Erzbischoff die letzte Schicht. Die oberflächennahen Erzmittel waren abgebaut. Hinter dem Huthaus sind Halden geschüttet. Rings um dieses historische Gebäude befinden sich weitere Zeugnisse des früheren Bergbaues im sogenannten Hüttenwald. Schon der Name verrät, dass es sich hier um ein Gebiet mit vielen, heute verfallenen Stolln, Mund- und Lichtlöchern, Einschnitten und Einbrüchen handelt und nur der Fachmann kann diese als Zeitzeugen des historischen Bergbaues erkennen. Ganze Waldstücke wurden regelrecht aufgegraben um fündig zu werden. Ca. 3000…4000 Bergbauanlagen hat es zeitweilig hier in dieser Region gegeben. Nur die bedeutendsten sind heute noch in den Bergarchiven erwähnt und dokumentiert.

 

Als 1853 der gesamte Feldbesitz zwischen Weißenborn, Hilbersdorf und Niederbobritzsch zusammengelegt wurde, übertrug sich dieser Name auf das vereinigte Grubenfeld als „Friedrich Erbstolln im Rammelsberg“. Erhalten ist bis heute der Friedrichweg auf Hilbersdorfer Flur und als sichtbares Zeichen des Bergbaues der Überrest des „Theodor Richtschachtes“. Eine angebrachte Tafel berichtet darüber. Richtschächte sind außerhalb der Erzgänge geteufte Schächte zur Versorgung bzw., zum Austrag von Gestein aus den Stolln. Dieser 1856 schon 215 m tiefe Schacht der Grube „Friedrich Erbstolln“ erhielt im genannten Jahr eine Dampfförderanlage. Von 1843-1893 wurden hier 8023 kg Silber neben größeren Mengen von Zinn und Kupfer gefördert. Eine weitere Anzahl im Wald verborgener Pingen und Schachthalden weisen auf die frühere Bedeutung dieses Revieres hin. Sogar eine eigene Hütte für die Gruben auf dem Rammelsberg ist auf dem rechten Muldenufer im 16. Jh. nachgewiesen. In einem Bericht aus dem Jahre 1853 werden für den „Friedrich Erbstolln im Rammelsberg“ folgende Einträge gemeldet:

 

Geförderte Erze
[Zentner]
Gewonnenes Silber [Zentner] Gewonnenes Blei [Zentner] Gewonnenes Kupfer [Zentner]
828,900 29,960 206,955 24,868

 

Weiterhin wurden Arsen und Zinkblende gefördert, die damals aber noch nicht verwendet wurden. Eine der ergiebigsten Gruben war u. a. die „König Johann Fundgrube im Rammelsberg“. Hier war wahrscheinlich auch der Ursprung des hiesigen Bergbaues.

 

1) Autorenkollektiv Ltg. Wagenbreth O., Wächtler E.: Der Freiberger Bergbau – Technische Denkmale und Geschichte. Leipzig: VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, 1985. S. 122
2) Autorenkollektiv Ltg. Wagenbreth O., Wächtler E.: Der Freiberger Bergbau – Technische Denkmale und Geschichte. Leipzig: VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, 1985. S. 118
3) Autorenkollektiv Ltg. Wagenbreth O., Wächtler E.: Der Freiberger Bergbau – Technische Denkmale und Geschichte. Leipzig: VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, 1985. S. 134
4) Autorenkollektiv Ltg. Wagenbreth O., Wächtler E.: Der Freiberger Bergbau – Technische Denkmale und Geschichte. Leipzig: VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, 1985. S. 122
5) Autorenkollektiv Ltg. Wagenbreth O., Wächtler E.: Der Freiberger Bergbau – Technische Denkmale und Geschichte. Leipzig: VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, 1985. S. 75
6) ebenda
7) ebenda

 

Verbrochenes Mundloch

An dieser Stelle ist eine Senke im Geländeprofil erkennbar die kurz vor dem Rotwiesenweg endet. Dort befand sich ein Mundloch, dass später zugeschüttet (verbrochen) wurde. Vom alten Bergwerksteich führte ein Kunstgraben zu diesem Mundloch und von dort weiter als Rösche in den Berg hinein. Das Wasser wurde zum Antreiben von Wasserrädern benötigt. Dieser Stolln war auf dem Erzgang „Auf dem Wolfgang Stehenden“ angesetzt. Dieser Erzgang zog sich von der Grube St. Anna weiter in Richtung Rotwiesenweg bis zur Grube Friedrich Erbstolln im Rammelsberg am Friedrichweg auf Hilbersdorfer Flur. Vom Schieferbach aus in Richtung Hilbersdorf sind im Wald ebenfalls viele alte Pingen vorhanden, die wahrscheinlich zu den Lungenberg-Schächten gehörten. Der Rammelsberg liegt zwischen dem Schieferbach im Süden und Hilbersdorf im Norden. Im Westen wird er durch die Mulde und im Osten durch das Bobritzschtal begrenzt. Der Name kann damit erklärt werden, dass die in diesem Gebiet zahlreich vorhandenen Erzgänge sich „rammelten“, d. h. aufeinanderstießen und sich kreuzten. Eine weitere Erklärung für die Namensgebung soll nach dem gleichnamigen Berg im Harzer Bergbaurevier von zugewanderten Bergleuten aus dem Harz benannt worden sein.

 

„Textauszug aus der Weißenborner Chronik von 1963 ;  Ergänzungen von L. Richter“

Bergbaulehrpfad – Schieferleithe und vereinzelte Gruben – Teich am Schieferbach | Tafel 07

Schieferleithe und vereinzelte Gruben 1

Ein weiteres wichtiges Bergbaurevier erstreckte sich an den Gehängen des Muldentales unterhalb von Weißenborn in Richtung der damaligen Richterschen Pulverfabrik und wird als Schieferleithe bezeichnet.

 

Durchzogen wird das Gelände von dem kleinen Schieferbächlein, dessen Wasser mehrfach für den Bergbau genutzt wurde. In diesem Revier lagen viele kleine Gruben. Zu den bekannteren zählten der „Weißtaubner Stolln“ (vorher „Allnbeckscher Stolln“), „St. Anna“, „Stangen Schacht“, „Wolfgang Stehender“, der „Tiefer Drei Könige Stolln“, die „Lungenberg Schächte“ (vor 1500) u. a.

 

Die Grube „Weiße Taube“ wird 1695 erstmals erwähnt. Ihre letzten Register stammen aus dem Jahre 1815. Ihr Grubenfeld begann an der Mulde und reichte bis jenseits des Rotwiesenweges. Doch trotz der großen räumlichen Ausdehnung und der langen Betriebszeit war die Erzförderung dieser Grube völlig unbedeutend. Die ehemals reichen Erzmittel waren bereits im 16. Jahrhundert durch die in dieser Zeit betrieben Gruben, insbesondere durch „St. Anna“, weitgehend abgebaut worden. Vielen anderen Schächten ereilte das gleiche Schicksal. Verarmte Erze bescherten den kleinen, zersplitterten, mit geringen Geldkräften und Arbeitsleuten ausgerüsteten Gruben nur ein kurzes Glück.Der alte Bergbau in Weißenborn ging, wie o.g. fast ausschließlich im nördlich des Ortes gelegenen Hüttenwald um. Darüber hinaus wurde auch am rechten Muldenhang oberhalb von Weißenborn nach Erzen gesucht. Hier ist besonders der „Himmlische Erzbischoff Erbstollen“ zu nennen.

 

Der „Glück und Segen Erbstolln“ lag an einem rechten Zufluss des Dorfbaches, ca. 1 km oberhalb des Kindergartens. Im Ort selbst lag der „Zacharias Erbstolln samt Barttenbergs Fundgrube zu Weisenborn Gelegen“. Diese völlig unbedeutende Grube muss oberhalb der Bobritzscher Straße gelegen haben.

 

Die Menge der gewonnen Erze des „Zacharias“ ist nicht bekannt, lediglich ein Riss mit der Darstellung des Stollns und Übertageanlagen mit der Aufschrift: „Grund und Saiger Riß von Zacharias Erbstolln und Barttenbergs Fundgrube zu Weisenborn gelegen, um ide Oertung am Tag zu bringen, und wie die Gänge in solchen Gebürge Streichen. auch was bey dem geworffenen Schurffe, vor Teuffe einzubringen sey / So abgemessen den 8ten Septbr: 1755. von Gottfried Müllern. Vice Marckscheider. – Freyberg“14, erinnert an seine Existenz.

 

Beiden ereilte wahrscheinlich das gleiche Schicksal wie den der oben beschriebenen Gruben

 

Auch in Süßenbach soll Bergbau betrieben worden sein. Nachforschungen darüber blieben jedoch ergebnislos.

Schieferleithe

Schieferleithe 2

Schieferleithe 3

Schieferleithe 4

 

*1) Autorenkollektiv, „850 Jahre Weißenborn“, Herausgeber Gemeinde Weißenborn, 2012

 

Teich am Schieferbach

Es handelt sich um einen künstlich angelegten Teich, der ursprünglich noch größer war. An der rechten und linken Talseite ist die ursprüngliche Höhe der Dammkrone noch erkennbar. Das hier angestaute Wasser des Schieferbaches wurde für die Wasserräder der Gruben links und rechtsseitig des Schieferbaches benötigt. Der Verlauf der Kunstgräben zu den verbrochenen Mundlöchern ist im Gelände noch erkennbar. Da in der Schieferleithe von 1525-1593 die Röhlingsche Hütte betrieben wurde, kann der Teich auch zu dieser Hütte gehört haben. Die Schieferleithe beginnt am Schöpsenteich (früher Zinnteich) und erstreckt sich in westlicher Richtung bis zur Mulde. Ein gleichnamiges Flurstück befindet sich in der Nähe des Schöpsenteiches. Die Bezeichnung Schieferleithe: „Soll sie daher haben, in alten Zeiten hatte viel Holz daselbst gestanden, so man Schiefern genannt, daraus allerhand Geräte und Späne verfertigt wurden“.

 

Teich am Schieferbach

Teich am Schieferbach 2

Teich am Schieferbach 3

 

„Textauszug aus der Weißenborner Chronik von 1963 ; Ergänzungen von L. Richter“

Bergbaulehrpfad – Tiefer Drei Könige Stolln | Tafel 08

Tiefer Drei Könige Stolln

Die Drei Könige Fundgrube (1524-1614) wurde schon im 16. Jahrhundert betrieben und lieferte bereits 1524 Silber. Sie kann deshalb schon früher in Betrieb genommen worden sein. Die Grube wurde etwa im gleichen Zeitraum betrieben wie die Grube St. Anna.

 

Der dazugehörige Schacht liegt oberhalb des Stollnmundloches und ist durch eine große Pinge im Wald noch erkennbar. Er war ein Kunstschacht mit einer Radstube. In ihr hing das Rad zum Betreiben der Kunst. Mit diesem Wasserrad konnten Pumpen zum Heben des anfallenden Grubenwassers oder auch Fördermaschinen angetrieben werden. Das dazu erforderliche Aufschlagwasser konnte nur dem Schieferbach entnommen worden sein.

 

Die Grube Drei Könige lieferte 211 kg Silber und 462 kg Kupfer.

 

Tiefer Drei Könige Stolln

Tiefer Drei Könige Stolln 2

Tiefer Drei Könige Stolln 3

 

„Textauszug aus der Weißenborner Chronik von 1963 ; Ergänzungen von L. Richter“

Bergbaulehrpfad – Wiesenschacht der Grube Weiße Taube | Tafel 09

Wiesenschacht der Grube Weiße Taube

Der Wiesenschacht gehört zum Weißtaubener Grubenfeld, war 40 m tief und hatte mit den Schächten oben am Buchenweg untertägige Verbindungen. Der Name Wiesenschacht deutet darauf hin, dass hier anstelle des jetzigen Hochwaldes ehemals Wiesen angelegt waren.

Da das aus den Schächten und Stollen geförderte Material, z. T. infolge seines Eisengehaltes, insbesondere aber das ausfließende Stollenwasser eine rote Färbung hatte, wurden diese Wiesen möglicherweise die roten Wiesen und der durch sie hindurchführende Weg der Rotwiesenweg genannt.

 

Die Grube Weiße Taube wird 1695 erstmals erwähnt. Ihre letzten Register stammen aus dem Jahre 1815. Ihr Grubenfeld begann an der Mulde und reichte bis jenseits des Rotwiesenweges. Doch trotz der langen Betriebszeit und der großen räumlichen Ausdehnung war die Erzförderung dieser Grube völlig unbedeutend. Die ehemals reichen Erzmittel waren bereits im 16. Jahrhundert durch die in dieser Zeit betriebenen Gruben, insbesondere durch St. Anna, weitgehend abgebaut worden.

 

Von der Grube Weiße Taube ist noch ein verfüllter Tageschacht in der Nähe des Buchenweges vorhanden. Eine Wand des Schachtes ist noch so zu sehen, wie sie einst in mühevoller Arbeit ausgehauen wurde. Ein weiterer Schacht dieser Grube der Weißtaubener Fundschacht, auch Stangenschacht genannt, war zum 800 jährigen Ortsjubiläum im Jahre 1963 noch offen und wurde zu Beginn der 70iger Jahre verfüllt. An dieser Stelle befanden sich hier ein Huthaus und eine Kaue. Das Huthaus oder Zechenhaus ist das zentrale Verwaltungsgebäude eines Bergwerks. Es war Verwaltungsgebäude, Materiallager, Gezähekammer (Werkzeugkammer), Werkstatt und Wohnung in einem.

 

Wiesenschacht der Grube Weiße Taube

Wiesenschacht der Grube Weiße Taube 2

Wiesenschacht der Grube Weiße Taube 3

Wiesenschacht der Grube Weiße Taube 4

 

„Textauszug aus der Weißenborner Chronik von 1963 ; Ergänzungen von L. Richter“

Bergbaulehrpfad – Oberer Drei Könige Stolln | Tafel 10

Oberer Drei Könige Stolln

Das Mundloch des Oberen Drei Könige Stollns befindet sich unterhalb des Weges, der vom Rotwiesenweg abzweigt (Teichweg). Der Graben, in dem das Stollenwasser abgeleitet wurde, ist noch zu sehen. Auf der anderen Seite des Weges ist der Verlauf des Stollens durch eine kleine Schlucht und im Anschluss daran, durch einen Halden- und Pingenzug genau zu verfolgen. Die Erdwälle zu beiden Seiten der Schlucht deuten darauf hin, dass der Stollen einmal zusammengebrochen war.

 

Bei seiner Aufwältigung (wieder befahrbar machen) wurden die hereingestürzten Massen rechts und links aufgeworfen. Der Obere Drei Könige Stolln wurde auch Friedrich Stolln genannt. Ein zweiter Friedrich Stolln war in Niederbobritzsch angesetzt und bebaute im 16. Jahrhundert den Drei-Königs-Spat, der um 1780 als Friedrich Erbstolln weitergeführt wurde. Sein Mundloch ist in der Schmiedegasse in Niederbobritzsch zu sehen. Die beiden Häuser Juchhöh Nr. 3 und Nr. 4 waren einst das Gebetshaus und Huthaus. Der Stollen führt direkt unter dem Haus Juchhöh Nr. 4 in circa 70 Meter Tiefe entlang.

 

Einige 100 Meter oberhalb befindet sich ein unterirdischer Bergsee in etwa 40 Meter Tiefe . Das Grubenfeld “Friedrich im Rammelsberg” wurde bereits im 16. Jh. aufgeschlossen. Es erstreckte sich von der Gegend südlich von Hilbersdorf bis nach Bobritzsch im Osten. Das Waldstück zwischen Schieferbach, Rotwiesenweg und dem Weg nach Niederbobritzsch ist stark von bergbaulicher Tätigkeit gekennzeichnet. Dort ist eine Vielzahl alter Pingen zu finden. Hier sind möglicherweise die Grube Drei Könige aber auch viele unbekannte Gruben tätig gewesen.

 

1853 wurde das gesamte Gebiet zwischen Weißenborn, Hilbersdorf und zusammengelegt und erhielt die Bezeichnung Grubenfeld „Friedrich Erbstolln im Rammelsberg“.

 

Oberer Drei Könige Stolln

Oberer Drei König Stollen 2

 

„Textauszug aus der Weißenborner Chronik von 1963 ; Ergänzungen von L. Richter“

Bergbaulehrpfad – Zinnteich | Tafel 11

Zinnteich

Von dieser Tafel in Richtung Niederbobritzsch befindet sich in ca. 300 m Entfernung der Zinnteich, der sich bereits auf Niederbobritzscher Flur befindet. Der Zinnteich ist auch bekannt unter dem Namen Schöpsenteich. Auf dem Feld vor dem Wald ist ein Haldenzug erkennbar. Welche Grube hier baute, ist unbekannt. Möglicherweise reichte das Grubenfeld des Bergwerkes Drei Könige bis hierher. Auf dem Weg zum Zinnteich begleiten uns im Wald Halden und Pingen. Sie rühren von dem auf dem Constantin Spat betriebenen Bergbau hin. Der Zinnteich ist künstlich angelegt. Durch ihn wurde das Wasser des Schieferbaches angestaut, dessen Quellgebiet oberhalb des heute fast vollständig verlandeten Gewässers liegt.

 

Sein alter Name deutet auf den ehemals betriebenen Zinnbergbau hin. Unterhalb des Teiches hat um 1652 ein Pochwerk (Anlage zum Zerkleinern von Erzen) mit einer Erzwäsche gestanden. Die Erzwäsche diente der Säuberung und Aufbereitung als Vorstufe zum Verhütten des gewonnenen Erzgesteins. Das ehemalige Vorhandensein dieser Erzaufbereitungsstätte beweist, dass der Schieferbach früher bedeutend mehr Wasser führte, zumal außerdem weiter unten ein Kunstgraben abgeleitet werden konnte. Der Zinnteich dürfte für Zeiten der Trockenheit als Wasserspeicher angelegt worden sein.

 

Zinnteich und Halden

Zinnteich und Halden 2

Zinnteich und Halden 3

Zinnteich und Halden 4

Zinnteich und Halden 5

Zinnteich und Halden 6

Zinnteich und Halden 7

Zinnteich und Halden 8

 

 

„Textauszug aus der Weißenborner Chronik von 1963 ; Ergänzungen von L. Richter“

Bergbaulehrpfad – Schmelzhütten | Tafel 12

Bergbaulehrpfad – Schmelzhütten

Unmittelbar nach den ersten Gruben entstanden auch die ersten Schmelzhütten. Ursprünglich war das Ausschmelzen und Umschmelzen des Silbers technisch so einfach, dass man dazu wohl nur kleine Hütten mit primitiver technischer Ausstattung unmittelbar neben den Gruben errichtete.

 

Auf der ersten Chursächsischen Landesaufnahme (1586-1633) finden sich im unseren Bereich der Freiberger Mulde zahlreiche Hüttenstandorte. In der Nähe der heutigen Muldenbrücke Stand die 1550 erstmals erwähnte Röhlings Hütte. Genauere Informationen zu Gründung, Größe etc. gibt es nicht. Ihr Standort wurde auf der Karte mit „ein Hütt gestanden“ vermerkt, ein Hinweis dass sie zum Zeitpunkt der Kartierung schon nicht mehr betrieben wurde.

 

Im 14. bis 17. Jahrhundert, also gegen Ende der ersten und in der zweiten Hauptperiode des Freiberger Bergbaus, wurden Schmelzhütten – oder richtiger die Standorte zum Bau von Hütten – dem noch herrschenden Lehnsystem gemäß mit Privilegien des Landesherren verliehen *1).

 

Zur Verhüttung der neuen ärmeren Erze benötigte man leistungsfähigere Öfen und Gebläse. Für letztere war der Antrieb mit Wasserrädern erforderlich. *2) Die Erze aus dem Erdinneren hatten noch keinen Wert, nur mit Hilfe des Hüttenmannes konnten die darin enthaltenen Metalle rein dargestellt werden. Der Hüttenmann übernahm die Aufgabe, die mechanisch gereinigten, gepochten Erze nach den darin enthaltenen Metallen durch Feuer zu scheiden. So entstanden auch in unserem Bergrevier kleinere Schmelzhütten, die nie an die Bedeutung der Freiberger und Muldenhüttener Schmelzöfen heranreichten.

 

Unterhalb der Rosine, linksseitig der Mulde steht ein einsames Häuschen. Es steht auf einer Schlackenhalde, die jetzt mit Mutterboden überdeckt ist. Bei genauerem Hinschauen sieht man jedoch noch überall Schlackensteine. Diese stammen von der „Hütte des kleinen Erzkaufs“, die auch den Namen „Teichhütte“ führte. Sie wurde 1583 gegründet und war bis 1710 in Betrieb. In ihr wurden in erster Linie arme Erze ausgeschmolzen. Das eben erwähnte Gebäude dürfte aber erst 1789 von der Tuchmacherinnung gebaut worden sein. Diese hatte hier eine Zeit lang eine Tuchwalke errichtet und benutzt dafür das Teich- oder Muldenwasser.

 

In der Muldenaue unterhalb des Rosinenhäuschens ist außerdem eine Zinnhütte betrieben worden. Ihr Standort ist jedoch nicht mehr zu ermitteln. Sie war ein unbedeutendes Unternehmen, wurde 1700 errichtet und schmolz bis 1707 nur wenige Zentner aus.

 

*1) Autorenkollektiv Ltg. Wagenbreth O., Wächtler E.: Der Freiberger Bergbau – Technische Denkmale und Geschichte. Leipzig: VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, 1985. S. 75

*2) ebenda

 

Der Wernergraben 1827 – 1860

Geschichtliches zur Entstehung

Vor 155 Jahren wurde dieses für den damaligen Bergbau bedeutende Bauwerk fertiggestellt. Nur eine kleine Seitenstraße in unserem Dorf und einige intakte Grabenmauern mit einer Wegüberführung am Ortsausgang erinnern noch an diese wassertechnische Einrichtung auf unserer Flur. Dabei ist die Bezeichnung Werner Stolln gleichermaßen zutreffend, denn Gräben und Röschen bestimmten die 4,5 km lange Wasserleitung von Weißenborn nach Freiberg. Benannt wurde sie nach dem bekannten Mineralogen Abraham Gottlob Werner (1749 – 1817), der sich neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit an der Bergakademie auch mit der „Aufschlagswasser-Oecconomie“ im Bergamtsrevier beschäftigte.

 

Ende des 18., aber mit Beginn des 19. Jahrhunderts, erlangte die Wasserversorgung für die Bergwerksgruben eine existenzielle Bedeutung. Es gab in jener Zeit ein Sprichwort: „War der Sommer heiß und trocken – sind die Gruben abgesoffen“. Was sich wie ein Widerspruch anhört, hatte seine tiefe Bedeutung. Nur mithilfe der Wasserkraft war es möglich, das sich in der Tiefe ansammelnde Grundwasser abzupumpen und die Gruben für den Bergmann frei zu halten. Ein solches trockenes Jahr muss 1826 gewesen sein. L. R. Förster schreibt dazu: „Es waren in Folge lang anhaltender Trockenheit die Aufschlagswasser der Freiberger Gruben so geschwächt, dass durch das allseitige Aufgehen der Grundwasser Hunderte von Bergarbeitern feirig (arbeitslos) geworden worden waren“. Die Zeit drängte, die Grube Neuer Morgenstern Erbstolln und die Muldner Schmelzhütte benötigten dringend die Wasserkraft und andererseits mussten die Bergleute wieder beschäftigt werden. Der ursprüngliche Plan, vom Berthelsdorfer Mühlenwehr Wasser abzuleiten, wurde verworfen. L. R. Förster schreibt dazu: „… die Muldenwasser durch ein Wehr bei der Weißenborner Brücke zu fassen, mittels eines Grabens bis in die Gegend des Walkteiches zu führen und dann einzuröschen, bei der Kohlenstraße wieder zu Tage ausgehen zu lassen, wurde der Vorzug gegeben“.

Verlauf Wernergraben

Bild: Lutz Mitka, die rote Linie zeigt den Verlauf des Wernergrabens

 

Die Rösche wurde in den Berg getrieben

„Auf höchstes Rescript (Rückmeldung/Bestätigung) vom 5.December 1826 wurde dem Plan der Ableitung der Muldenwasser von der Weißenborner Brücke aus, der Vorzug gegeben und selbiger beschlossen“. Sogleich wurde im Frühjahr 1827 mit der Ausführung des Projektes begonnen. Zunächst wurde mit dem Durchbruch durch den Rosinenberg die Rösche in Angriff genommen. Diese Arbeit konnte nur von Bergleuten ausgeführt werden und so schaffte man für diese teilweise Beschäftigung. Mit Ort und Gegenort wurde der Durchbruch begonnen. Die Belegung vor jedem Ort betrug 6 oder 8, zuweilen auch 12 Mann. Im Jahre 1839, also nach 12 Jahren und 36 Wochen gelang der Durchschlag der beiden „Oerter bei einer Gesamtlänge von 454 Lachter“.

Mundloch

Foto: Das gut erhaltene Mundloch an der Kohlenstraße, Wolfgang Göhler

 

Entstanden war eine Rösche mit beachtlichen Maßen. Die Höhe war mit maximal 2,5 m angegeben und die Breite betrug 1,5 Meter. Weißenborner, die als Kinder noch im Stolln waren, bestätigen diese Angaben und sagen aus, dass sie im Stolln aufrecht gehen konnten. Mit einem Kahn soll eine Durchquerung möglich gewesen sein. Das Gefälle wurde mit 1 Zoll auf 100 Lachter Länge angegeben. Nachdem der Durchbruch geschafft war, wurde sofort die nächste Rösche vom Hüttensteig am Stangenberg nach dem Morgensterner Huthausschacht vorangetrieben. Die damalige Bergwerksadministration verfolgte noch ein weiteres Ziel. Der Gebirgsrücken unter dem Rosinenwald war damals noch nicht umfassend erkundet. Mit einem Stolln quer durch das Gestein, hoffte man auf Erzgänge zu treffen. L. R. Förster schreibt dazu:“ Man hat mit dem Wernerstolln etwa 9 Gänge überfahren, mit größtentheils nur ½ bis 3 Zoll Mächtigkeit … so daß z. B. aus dem Erz nur 27 bis 28 Pfund Kupfer- und 3 bis 3 ½ Loth Silber geliefert wurde“. Zu weiteren Untersuchungen sah man sich aufgrund der geringen Ausbeute nicht veranlasst. 1847 waren schließlich alle Stolln fertig. Wasser konnte aber noch lange nicht fließen, weil auf Weißenborner Seite weder Muldenwehr noch Graben vorhanden waren. Das Mundloch auf Weißenborner Seite existiert nicht mehr. Es wurde durch die Bergbausicherung gesprengt, um einen Zutritt zu verhindern.

 

Graben und Wehr unterhalb Weißenborns

In der Mitte des 19. Jahrhunderts kriselte schon bei einigen Gruben im Freiberger Revier der Bergbau. Die Grube Neue Morgenstern war davon betroffen und so stellte man vorläufig alle weiteren Aktivitäten am Wernergraben ein. Erst im Jahre 1850 gab das Königliche Oberbergamt Veranlassung zur Vollendung der Wernerstolln-Wasserleitung. „Ganz energisch wurden die noch fehlenden Theile der Wasserleitung in Angriff genommen“. 132 Meter unterhalb der Muldenbrücke entstanden das Wehr und ein Schützenhaus.

Wolfgang Göhler

Fotos:Wolfgang Göhler

 

Zu berücksichtigen war, dass zu jener Zeit noch Holz geflößt wurde und dieses auch bei wenig Wasser ungehindert über das Wehr abgehen konnte. Ein Rückstau des Muldenwassers zur „Alten Mühle“ musste ebenso verhindert werden, wie die Trifft des Holzes in den neuen Wernergraben. Parallel mit dem Wehr entstand der abgehende Graben. Lag die Stauanlage noch auf Weißenborner Flur, so zog sich die Wasserrinne linksseitig der Mulde durch Berthelsdorfer und Langenrinner Wiesengelände hin bis zu den Walkteichen unterhalb der Rosine.

 

Auf einer Länge von 2260 Metern stellte der Wernergraben die Verbindung zwischen dem Muldenwehr und der Hauptrösche her. Nach Fertigstellung 1852/53 schob eine Wasserstreitigkeit die Nutzung um einige weitere Jahre hinaus. Erst nach vorläufiger Beendigung dieser Reibereien und der Klärung der „Vertheilung der Muldenwasser auf die Wernerstolln-Wasserleitung, den Morgensterner Kunstgraben, die Richter`sche Pulvermühle und die Muldner Schmelzhütten“, konnte 1860 der neue Graben endlich geflutet werden. Von dieser wassertechnischen Anlage sind nur noch wenige Reste erhalten.

 

Unterhalb des Grundstückes Freiberger Straße Nr. 60 (Fam. Memmel) ist die Wegeüberführung über den Graben sehr gut erhalten (Foto). Anschließend findet man auf ca. 100 Metern fast unveränderte Grabenmauern, die Zeugnis ablegen über die Größe dieser Einrichtung. Am Rand entdeckt der aufmerksame Wanderer noch einen markanten Stein mit den Chursächsischen Schwertern als Zeichen der Zugehörigkeit der gesamten Anlage zur Königlich-Sächsischen Röschen-Administration.

markierter Stein

Fotos:Wolfgang Göhler

 

Wirtschaftlichkeit und Nutzung

Diese wassertechnische Einrichtung des sächsischen Bergbaues stand immer etwas im Schatten anderer bekannter Bauwerke. Als 1860 endlich der gesamte Graben/Stolln in Nutzung ging, hatten Zeit und technischer Fortschritt die Bedeutung der Wasserkraft verdrängt. Mittlerweile arbeitete auf der Grube Morgenstern-Abraham eine 80-PS Dampfmaschine, die unabhängig vom Muldenpegel ihre Arbeit verrichtete. Natürlich war die Wasserkraft immer noch billiger als die Kohle, und bis ca. 1890 wurde das Muldenwasser vorrangig genutzt. Nachfolgend verlor die Grube Morgenstern an Bedeutung. Der Wernergraben wurde immer mehr zu einer Belastung für die Revierwasserlaufanstalt (RWA). Von 1891 bis 1907 lag das Graben- und Röschensystem brach. Keiner wollte das Wasser nutzen und die ursprüngliche Holzabdeckung verschwand so nach und nach. Der Graben versumpfte und Schilf machte sich breit. 1907 übernahm die Revier-Pulverfabrik die Reparatur der Grabenwände und die Reinigung mit dem Ziel, Strom zu erzeugen. Das war aber nicht von dauerhaftem Erfolg gekrönt und ab 1907 blieb der Schützen am Wehr fast immer geschlossen.

 

Der nun offene Wernergraben stellte eine Gefahr dar. Am 04. und 19. August 1907 kam es zu zwei bedauerlichen Unfällen. Die 3½-jährige Tochter des Fabrikarbeiters Franz Richter fiel kopfüber in den Schlamm und konnte sich nicht selbst befreien. Der 8-jährige Sohn vom Kontoristen Herrmann Richter rettete das Kind. Wenig später rutschte die 5-jährige Tochter des Kupferschmiedes Dutzmann in den Graben. Der zufällig herbeigeeilte Schneidermeister Herrmann Böhme zog das Mädchen wieder heraus. Ein ungeklärter Todesfall ereignete sich am 2. Januar 1908. Der junge Rekrut Weidauer ertrank in dem nur 15 cm hohem Wasser. Ungeklärt deshalb, weil er nach dem Sturz noch fast 100 m im Graben lief und beim Rausklettern vermutlich wieder rückwärts in den Graben fiel. Der Fall beschäftigte noch wochenlang die Behörden und wurde nie aufgeklärt.

Wernergraben

Foto: der Wernergraben im Saugrund. Wolfgang Göhler ( Bergbaulehrpfad – Schmelzhütten)

 

Später kam es wieder zu Unglücksfällen. Am 06.Juni 1911 ertrank ein 4-jähriges Mädchen und kurz danach der 3-jährige Sohn des Fabrikarbeiters Dutzmann. Als kleiner Bub fiel Lothar Schubert zwei Mal ins tiefe Wasser am Wehr und konnte gerade noch rechtzeitig gerettet werden. Als 1918 in Neuberthelsdorf eine Typhuserkrankung ausbrach, schob man die Ursache dem Graben zu, weil er „üble Gerüche verbreitete und allerlei totes Getier gefunden wurde“. Die Anwohner nutzten vereinzelt die Rinne als illegale Mülldeponie. In den 1920er Jahren wurde er letztmalig gereinigt, aber dann verschlammte er zusehends. Gut erhaltene Grabenreste findet der Wanderer im Saugrund, in der Nähe des Radweges nach Freiberg. Dort befindet sich am Hang das verbrochene Mundloch der Rösche. Nur noch andeutungsweise ist der Eingang in den Rosinenberg zu erkennen.

 

Der Verfall des Wernergrabens

Die Muldner Schmelzhütten pachteten 1905 und nochmals 1926 den Graben und versuchten das Wasser zu nutzen. Viele Streitigkeiten in der Folge ließen diese historische wassertechnische Einrichtung immer mehr verfallen. Die Anlieger beschwerten sich über die „üble und stinkende Brühe“ in dem Graben. Die Revierwasserlaufanstalt (RWA) gab dafür den Anwohnern die Schuld, weil sie Hausabwässer einleiteten. Andere Hausbesitzer beklagten sich, weil ihre Keller unter Wasser standen. Der Berthelsdorfer Bürgermeister Müller und sein Weißenborner Amtskollege Keilau veranlassten die schrittweise Verfüllung ab 1932. Die Papierfabrik forderte ab 1907 mehrfach den Abriss der aus ihrer Sicht nutzlosen Wehranlage. Bei hohem Pegelstand der Mulde bestand die Gefahr des Rückstaues des Wassers zurück bis in das Fabrikgelände.

 

Als unglückliche Konstruktion wurde die alte Spitzbogenbrücke über der Mulde und die Nähe zum Wehr beurteilt. Die Papierfabrik bot an, sich an den Kosten für eine neue Brücke zu beteiligen (1909), falls die RWA das nutzlose Wehr abbaut. Die Behörde konterte mit dem Argument, dass das Wehr zuerst da war und die Papierfabrik danach erbaut wurde. Weitere 100 Jahre mussten vergehen, bis der Abriss erfolgte. Das Jahrhunderthochwasser von 2002 richtete an der Wehranlage beträchtliche Schäden an. Die Landestalsperrenverwaltung war jetzt gezwungen, etwas zu unternehmen. 2009 erfolgte der komplette Rückbau unter Beachtung ökologischer Gesichtspunkte. Entstanden ist eine „Riegelrampe“, die die Durchlässigkeit für Fische garantiert und gleichzeitig bei Hochwasser einen zügi-gen Ablauf der Fluten sichert. Im Sprachgebrauch wird sie einfach Fischtreppe genannt. Über 150 Jahre gehörten der Wernergraben, die Rösche und das Wehr zum festen Ortsbild unserer Gemeinde und legten Zeugnis von der engen Verbindung zum Berg- und Hüttenwesen ab.

 

Lutz Mitka

Foto: Lutz Mitka